tigernächte
abends liegen die felder wie tiger im land
mit überkreuzten tatzen
die sinkende sonne brennt streifenmuster ins schattenkorn
nachts dann erheben sich die katzen
trinken die flüsse leer
streifen mit mahlenden schulterblättern durch die wälder
sind sie hungrig, reissen sie ein sternbild
stecken dörfer in brand
die für den grossen bären aussehen wie verwehte glut
sonst regt sich nichts
alles hält den atem an
bis die tiger im morgenlicht verblassen
winterträume
in meinen träumen
gehe ich durch leere strassen verschneiter städte
die kirchturmuhr ist eingefroren
an den füssen trage ich tierfelle
und streife mit füchsen durch die welt
auf mir trage ich ein schwarzes buch
in das ich schreibe, was ich niemandem sagen kann
danach lese ich mir laut daraus vor
und schaufle mir so einen weg aus der einsamkeit
meine knochen sind längst aus knorrigem holz
mein herz ein kieselstein
ich besitze nur noch einen funken wärme
unterm mantel in luftpolsterfolie eingewickelt
– eine butterblume
wohin wir auch gehen, die füchse und ich
flüstern die kargen bäume
die Frostblumen
die Schneeheiden
strecken ihre wurzelfinger nach meiner sonne aus
doch ich presse sie sicher an meine brust